Dienstag, 9. April 2013

Eine noch nicht gehaltene Rede zur Lage der „angeblichen“ Nation:

Liebe Zeitgenossinnen und Zeitgenossen!


Damit hier bloß keine falschen Assoziationen aufkommen -> Ich bin gegen das Denken in „Nationalen“ Grenzen und gegen das Denken, dass wir uns als ein „Volk der Deutschen“ verstehen müssen. Ich finde es einfach falsch, Menschen durch ihre Geburt schon zu selektieren. Es ist eine unterschwellige Selektion, aber es ist eine Selektion und deswegen eine Selektion gegen die ich mich ganz eindeutig wehren werde.

Der große Martin Luther King sprach diesen Gedanken schon zum Teil aus, als er am 28. August 1963 in Washington D.C. eine bemerkenswerte Rede hielt:

»Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages diese Nation erheben wird und die wahre Bedeutung ihrer Überzeugung ausleben wird: Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich: Alle Menschen sind gleich erschaffen.

Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können.

Ich habe einen Traum, dass eines Tages selbst der Staat Mississippi, ein Staat, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und in der Hitze der Unterdrückung verschmachtet, in eine Oase der Freiheit und Gerechtigkeit verwandelt wird.

Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt.

Ich habe heute einen Traum!«

Martin Luther King spricht in dieser Rede natürlich vor allem die angeblichen „Nation der US-Amerikaner“ an und bleibt damit in einem von menschen-gemachten Raum. Auch wenn er „Alle Menschen sind gleich erschaffen“ sagt, geht es ihm vor allem um die Verbesserung der Situation in den USA. Ich mache ihm das nicht zu einem Vorwurf. Ich will nur, dass ihr meinen Punkt, den ich daran anschließen möchte, versteht, denn auch ich kann mich nicht komplett frei machen von meiner sogenannten „nationalen Herkunft“:

Leider Gottes, bin ich auch ich hier auf „deutschem Staatsgebiet“ geboren und habe Eltern und Großeltern, die auch auf „deutschem“ Staatsgebiet geboren sind, wobei meine Großmutter, wenn sie heute geboren wäre, als „polnische Staatsbürgerin“ aufwachsen würde. Alleine aus diesem Beispiel zeigt sich aus meiner Sicht die willkürliche Zusammensetzung einer Nation, wenn man nur von einer Gebietsnation spricht.  Aber auch die weiteren Nationenbegriffe sind für mich fast ausnahmslos als schlecht zu bewerten. Die angebliche Kulturnation, die bestimmte Werte mit Sprache verbinden, ist genauso falsch. Es ist zwar eine menschliche Eigenart dies zu tun, aber damit noch keine richtige. Auch die Geschichtsnation sehe ich schwierig, denn wieso soll ich mich als einer der in seiner Familienhistorie mehrere Missionare hatte, die sich ihrem Land und den dort lebenden Menschen, in das sie geschickt wurde, am Ende so verbunden fühlte, dass sie auch daran zerbrochen sind, dass sie das Land aufgrund von Krankheit und einer Verletzung verlassen bzw. nicht wieder hinreisen konnten, mich mehr mit der Geschichte irgendwelcher „Deutscher“ verbunden fühlen, die in Garmisch-Patenkirchen in Bayern um die Jahrhundertwende 19/20.Jahrhundert als Bauern gelebt haben und mit meiner persönlichen Familienhistorie nie in Verbindung gekommen sind. Ich will damit auf keinen Fall die persönlichen Verwicklungen meiner „Vorfahren“ z.B. mit der Ideologie des Nationalsozialismus gut reden. Mein Großvater war begeisterter „Jungvolk“ (Nazi-Organisation von 10-14 Jahre)-Führer und wollte noch kurz vor Kriegsende als gerade einmal 16jähriger Jugendlicher noch in die Waffen-SS eintreten. Zum Glück kam es nicht mehr zu seiner Einberufung im Mai 1945, da er sich da schon als Mitglied des Reichsarbeitsdiensts in „britischer“ Gefangenschaft befunden hat. Ich für meinen Teil bin froh, dass ihm und uns diese Einberufung vermieden wurde. Ich danke deswegen auch allen Soldaten aus allen Ecken und Enden der Welt, die das „Volk der Deutschen“ was sich so vor der Welt abgeschottet und sich über alle anderen gestellt hatte, in diesem grausamsten Krieg  aller Zeiten besiegt haben.

Ich für mein Teil fühle mich dort mit der Geschichte einer menschlichen Gruppe verbunden, wenn ich eine persönliche Beziehung zu dieser habe, z.B.

- zu den Bewohner des kleinen Örtchen Elim in Südafrika, da ich da 1 Jahr gelebt und gearbeitet habe,

- zu den Bewohnern des kleinen Örtchen Königsfeld im Schwarzwald, weil dort meine Großeltern jahrzehntelang gelebt und gearbeitet haben und wir nach wie vor jährlich an Ostern die inzwischen verwitwete Großmutter besuchen,

- den Bewohner der Stadt Hamm, da ich dort 19 Jahre meines Lebens gelebt habe,

- den Bewohner der wunderschönen Stadt Krakau in Polen, da ich dort einen der schönsten gemeinsamen Urlaube mit meinen Eltern verbracht habe, der mich aber auch an den Ort der größten Unmenschlichkeit: Auschwitz geführt hat, der mir gerade als noch Junge im Teenie-Alter die Wichtigkeit eines Einsatzes für alle Menschen vor Augen geführt hat,

- den Fußballspielern in Deutschland, da ich selber 9 Jahre lang Fußball in Vereinen in Deutschland gespielt habe,

- zu allen Menschen in Südafrika und Tansania, da dort meine Vorfahren gewirkt, gelebt und gearbeitet haben

- den Rugbyspielern und Vereine in Südafrika, da ich dort diesen Sport kennen und lieben gelernt habe,

- der Handballnationalmannschaft, da der Traum meines Vaters es gewesen war, Handball professionell zu spielen, dann aber leider sein Wachstum aufgehört hat,

- trotz allen persönlichen Problemen zu den Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und aller anderen sozialdemokratischen Parteien in der Welt, da ich selber als 14jähriger in diese Partei in Deutschland eingetreten bin und es nach wie vor meine erste politische Heimat ist,

- allen Mitgliedern der weltweiten kirchlichen Gemeinschaft, die sich den Namen „Unitas Fratrum“ (Brüder-Unität) gegeben hat, da meine familiären Wurzeln bis zur Gründung der erneuerten Brüder-Unität in Herrnhut (Sachsen) im 18.Jahrhundert zurückreichen und deswegen eine familiäre Linie immer Mitglied dieser Kirche war und ist und es daher auch zu meiner geistige Heimat geworden ist,

- zu allen Christen in jedem Land dieser Welt, da ich mich selbst als Christ verstehe, getauft und konfirmiert wurde und ich mich in der christlichen Arbeit engagiere,

- und nicht zuletzt muss ich mich der Geschichte des Staates Deutschland verbunden fühlen, da ich selber (Stand: 08.04.2013) „deutscher“ Staatsbürger bin und damit nach außen, wie nach innen für jeden ersichtlich an meinem Pass diesem Staat angehöre, mit allen Rechten und Pflichten, mit allen Privilegien und Zwänge und natürlich auch mit der Geschichte dieses Staates.

Aber wie man an meiner Auflistung sehen kann, die ich noch um einige Punkte länger machen könnte, zeigt sich das ich nach der Definition der Nation als Personengruppe mit gemeinsamer Geschichte, ich mich nicht nur einer Nation „Deutschland“ zugehörig fühlen müsste und will, sondern allen Nationen, in denen Christen leben, besonders dann auch zu den Nationen, in denen Mitglieder meiner geistigen Heimat (Brüder-Unität), meiner politischen Heimat (Sozialdemokratische Partei) und meiner persönlichen Heimat (Familiengeschichte und persönlichen Erlebnisse) leben. Damit habe ich glaube ich schon eine Menge Nationen abgedeckt und dazu kommen noch die Nationen, denen der „deutsche Staat“ Schaden zugefügt hat, da das aus meiner Sicht ein Ausdruck der gemeinsamen Veranwortungsübernahme „deutscher“ Staatsbürger zeigt.

Gerade an diesem Punkt will ich zum Ausdruck bringen, warum ich Staatsbürgernationen per se nicht ablehne, wenn sie nicht auf irgendeinem komischen willkürlich ausgewählten Grund wie Hautfarbe, Sprache, gemeinsamer Geschichte, gemeinsamer Kultur, gemeinsamer Tradition usw. beruhen. Es liegt daran, dass wenn jeder Mensch sich nach Studien der Umwelten für eine Nation entscheidet, die ihm/ihr ein Kontakthalten mit der Familie und der Sippe, die ihm/ihr Freundinnen und Freunde ermöglicht und die ihm/ihr einen Lebenspartner oder Lebenspartnerin ermöglicht, fände ich es gut, wenn er dann in dieser Nation leben könnte. Außerdem wenn diese Nation und ihr leider oftmals auch willkürliches Staatsgebiet, die aus seiner oder ihrer Sicht die schönste Natur, die seiner politischen Überzeugung am ehesten entsprechenden Werte und/oder ihm/ihr einen sicheren Arbeitsplatz bietet. Das sind nur einige der Beweggründe von Menschen ihre geographischen Herkunftsorte zu verlassen und anderswo neu zu beginnen. Wir tun nur leider in einer doch eigentlich so globalisierten Welt so, als ob wir diesen dynamischen Prozess regulieren oder gar verhindern könnten. Für ein Stopp dieser Entwicklung müsste man alle technischen Errungenschaften zerstören. Vom Auto bis zum Flugzeug, vom Telefon bis zum PC usw.. Das will keiner! Aber dennoch geben wir uns in unserem unmenschlichen Wirtschaftssystem der Illusion hin, dass wir zunächst an unsere Nation denken müssten anstatt an alle. Ich halte dieses Denken für sehr, sehr gefährlich und es beginnt leider schon mit den ganzen „nationalen“ Klischees, die ein jeder/ eine jede von uns in seinem/ihren Kopf mit sich trägt  Gefährlich werden diese Klischess ab dem Zeitpunkt, wo wir sie für eine eigene Argumentation missbrauchen und wo wir sie für politische Ziele nutzen. 

Ich mache nun einen kleinen Sprung zu einem Theologen und Philosophen, der mir bestimmt in manchen sehr entschieden widersprochen hätte, obwohl er auch seinen geographischen Herkunftsort und da wird es nun wieder bemerkenswert schwierig den schon einzuordnen. Zur Zeit seiner Geburt war Starzeddel ein Landkreis (Guben) in der brandenburgischen Niederlausitz und damit dem Deutschen Reich zugehörig. Heute ist dieser Landkreis in einen „polnischen“ und „deutschen“ Teil gespalten. Der Geburtsort würde heute im polnischen zu finden sein, aber zu seiner Zeit war er deutsch!
Ich möchte über einen weiteren Gedanken von Paul Tillich sprechen, den ich wenn auch christlich-theologisch konnotiert, für sehr gut geeignet halte, eine anderen Zugang zu einander zu fühlen, als unüberwindbare Grenzen zu bauen, die wirklich erst fremdes entstehen lassen. Aber kein Mensch soll und darf dir fremd werden, da wir immer einen gemeinsamen Ursprung und einen gemeinsames Ziel haben. Paul Tillich zeigt das Spannungsfeld zwischen Verneinung einer Zusammengehörigkeit und des Strebens nach Wiedervereinigung des gegenseitig fremden:

„Ohne eine letzte Zusammengehörigkeit läßt sich keine Vereinigung eines Seienden mit einem anderen Seienden denken. Das einander absolut Fremde kann keine Gemeinschaft eingehen. Wohl aber strebt nach Wiedervereinigung, was sich gegenseitig fremd geworden ist. In der liebenden Freude über den Anderen ist auch die Freude über die eigene Seinserfüllung durch den Anderen gegenwärtig. Was mir aber absolut fremd ist, kann nicht zu meiner Seinserfüllung beitragen; es kann mich nur zerstören, wenn es in den Kreis meines Daseins eindringt. Darum kann die Liebe nicht als die Vereinigung des sich Fremden betrachtet werden, sondern nur als die Wiedervereinigung des Entfremdeten. Entfremdung setzt ursprüngliches Einssein voraus.“

Die Vorstellung des ursprünglichen Einssein der Menschen muss mit dem wieder zueinander finden aller Menschen verbunden werden und dafür braucht es nach Tillich und ich gehe mit ihm da sehr gerne mit, nicht nur Liebe, sondern auch Macht und Gerechtigkeit. Denn „machtlose Liebe“ bewirkt nichts, und „lieblose Macht“ bewirkt nichts gutes! Der wichtige Aspekt finden wir aber in der Gerechtigkeit und dort stellt uns Paul Tillich drei Daseinsformen der Gerechtigkeit vor, von denen vor allem die dritte gerne vergessen wird:

1. Die Ansprüche aller Menschen an Güter und Versorgung erkennen -> Chancengerechtigkeit

2. Eine zumessende Gerechtigkeit, die sich in einer austeilenden Gerechtigkeit (Bsp. Bestimmten Lohn für bestimmte Arbeit in einem bestimmten Zeitraum) und ausgleichender Gerechtigkeit (Bsp. Progressive Besteuerung höherer Einkommen) seinen Ausdruck findet.

3. Schöpferische Gerechtigkeit mit ihren drei Daseinsformen: Zuhören, Schenken und Vergeben. Gerade die letzte wird häufig vergessen, aber gerade diese kann im Zusammenspiel mit den beiden anderen, wie wir es z.B. an der Arbeit der Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika sehen konnten, ein erneutes Blutvergießen verhindern und damit einen Beitrag zu einem friedlichen Wandel leisten.

Ich träume daher von einer Welt, in der wir jedem Mensch seine individuelle Verbundenheit mit einer geistigen, einer politischen und einer persönlichen Heimat zubilligen, aber diese nicht als Antithesen nebeneinander betrachten, sondern die Synthesen immer wieder versuchen.

-> Das Element des Zuhörens drückt sich dann darin aus, dass man einen Dialog mit anderen Menschen, die anderen Heimaten haben, nicht ablehnt.

-> Das Element des Schenken drückt sich darin aus, dass man sich beschenken lassen kann, durch verschiedene Impulse, dass man selbst schenkt, in dem man Impulse gibt und das man versucht dieses Geben und Nehmen zu sehr in eine Seite zu lenken.

-> Das Element des Vergebens drückt sich darin aus, dass man auch wenn man sich durch seine unterschiedlichen Herangehensweisen, Meinungen, Handlungen usw. in die Haare bekommen hat, den anderen nicht sein Menschsein, seine Identität und vor allem nicht seine Heimaten in Frage stellt, denn das führt nur zu einer stetigen Entfremdung, die schwer wieder zueinander finden wird.

Zum Abschluss dieser Rede will ich noch Jakob Augstein zitieren, der in einer aus meiner Sicht sehr bemerkenswerten Kolummne unter dem Titel: „Die Jesus-Alternative“ folgende Sätze aufgeschrieben hat:
In der Krise wird deutlich, dass Kapitalismus und Neoliberalismus keine Hoffnung bereithalten. Es sind dystopische Ideologien. Im säkularen Zeitalter wäre es die Aufgabe der Politik, ihnen mit der Kraft der Utopie zu begegnen. Aber die Politik versagt."
und der Schlusssatz lautete: "Nur das Radikale ist realistisch.

Also lasst uns mit der radikalen Idee der Einheit alles Leben auch dem nationalen Gehabe unserer Regierenden entgegentreten und uns zu Diener unseres Sein-Selbst machen. Im Bewusstsein dieses Gedanken der Einheit alles Lebens können wir den Weg bahnen zu einer Versöhnung aller Menschen und damit zur wirklichen radikalen Veränderung unserer doch so schönen Welt mit diesen vielen tollen Menschen und kreativen Dingen.

 „Nicht im Reden, nicht im Denken, sehe ich seine Größe, nur im Tun, im Leben“ (Hermann Hesse)

Ich schließe mit den herzlichsten Wünschen an einen jeden / an eine jede von euch!
Euer Visionär92

Ps: Wer Rechtschreibfehler oder sonstige sprachliche Fehler findet, kann gerne die Korrektur in einem Kommentar anmahnen.

Montag, 8. April 2013

Alltagserleben in Leipzig

Schöne, aber auch traurige Situation eben in Leipzig auf dem Augustusplatz erlebt! Er, Mann ca.40 Jahre, fragt mich (mit dem Fahrrad an der Ampel stehen), ob ich kurz mit ihm reden könnte. Ich: Ja, kann ich! Wir gehen dann ein wenig abseits und er fängt an zu reden, dass ihn andere wegen seiner Behinderung (lahme Beine und einen kleinen Sprachfehler) immer auslachen und ich sage ihm, dass diese Leute einfach nichts verstehen, worin es im Leben ankommt und er so gut ist, wie er ist. Als Dank umarmt er mich kurz. Doch scheinbar brennt ihm noch etwas auf der Seele. Ich schaue ihn an und er offenbart es mir: Er hat tierischen Hunger und kein Geld. Ich biete ihm an, dass wir zusammen zum nächsten Bäcker gehen könnten. Er sagt, aber dass ich das nicht müsse, er könne selber bestellen. Ich krame meine letzten Cents zusammen (hatte wirklich nur noch 1,58€ in Münzen) gebe ihm 1,50€ davon. Er sehr glücklich, umarmt mich wieder und fragt mich, ob wir uns mal wieder sehen können. Ich: Fahre diesen Weg mindestens zweimal am Tag: Einmal hin zur Uni und einmal nach Hause und wenn ich dich sehe, werde ich anhalten. 

-> Das Wichtigste im Leben ist das Üben von schöpferischer Gerechtigkeit in seinen Daseinsformen: Zuhören, Schenken und Vergeben, da diese wirklich eine Form der wiedervereinigenden Liebe ist, da sie getrenntes bzw. fremdes (den Mann hatte ich noch nie gesehen und kenne fast gar nichts aus seinem Leben) zu einander führt. Wir müssen das nur selbst wollen und/oder zulassen! 

Unglaubliche Predigt!


"Die Jünger glauben der Maria nichts. Doch von heute her gesehen müssen wir nüchtern feststellen: Nicht nur bei Markus, in allen vier Evangelien wird Maria aus Magdala übereinstimmend als die erste Zeugin der Auferstehung und auch als erste Apostolin, also als erste Botschafterin der Auferstehungsbotschaft, dargestellt und gewürdigt. Während sich die Männer einigeln und die neue Wirklichkeit Jesu nicht wahrhaben wollen, hat Maria das begriffen, was kaum zu begreifen ist: Jesus lebt. So erinnert und mahnt uns jedes Osterfest, dass die Christentumsgeschichte eigentlich neu geschrieben werden muss. Denn es ist dem Evangelium von Jesus Christus absolut zuwider laufend, wie in der Geschichte der Kirchen die Rolle der Frau beschnitten und die eigentlich emanzipatorische Absicht Jesu verfälscht wurde. Eigentlich müsste man - die gleichen Maßstäbe unterstellt, die vor allem die römisch-katholische und die orthodoxen Kirchen bis zum heutigen Tag anlegen, wenn sie den Ausschluss der Frauen vom Priesteramt begründen - mit der Ostergeschichte fordern, dass es nur weibliche Priester, Bischöfe, ja, nur weibliche Päpste geben darf. Denn die Männer entlarven sich ja sowohl unter dem Kreuz wie auch jetzt, da sie die Nachricht von der Jesu Auferstehung erhalten, als Angst besessene, ignorante Wesen mit einem gehörigen Schuss Opportunismus. Ihrer Verantwortung jedenfalls werden sie nicht gerecht."

Nicht nur in diesem Absatz zeigt Pfarrer Christian Wolff seine unglaubliche Stärke, Dinge klar beim Namen zu benennen und daraus eine klare Handlungsmaxime zu ziehen!

-> Die ganze Predigt findet ihr hier...

Donnerstag, 4. April 2013

Weltsozialforum 2013 - Thesen

Schon letzten Donnerstag auf Facebook veröffentlicht, aber hier nochmal im neuen Format!

9,5 Thesen anlässlich des Weltsozialforums:

1. Letzten Donnerstag (28.März) habe ich in in der Taz die Idee einer universellen Staatsbürgerschaft gelesen. Bin begeistert! Diese soll ermöglichen, dass in die Länder, die diesen Pass akzeptieren, alle Inhaber einreisen und auch arbeiten dürfen. Schon zwei Länder habe ihre Bereitschaft signalisiert: Uruguay und Ecuador! 

2. Eine Grundsicherung, die jeden Menschen auf der Welt genug Nahrung, einen geschützten Wohnraum, Zugänge zu sauberen Wasser, Gesundheitsversorgung, Bildung, regionaler Mobilität und auch zu Strom aus erneuerbaren Energien kostenlos zur Verfügung stellt! 

3.Wir brauchen eine Vermenschlichung unser repräsentativen Demokratie. Eine Entschlackung unserer Parlamente wäre gut, Transparenz muss gefördert und Korruption und menschenverachtende Einflussnahmen gestoppt werden. 

4. 100% Erneuerbare Energien lokal erreichen!

5. Den eigenen Konsum hinterfragen! 

-> Nur als Beispiel: Fleischverzicht, wenn es der Körper mitmacht.

6. Den Nachbarn helfen, den Fremden kennenlernen und die Getrennten vereinen. 

7. Schöpferische Gerechtigkeit statt nur zumessender und ausgleichender Gerechtigkeit. 
Zuhören, schenken und vergeben statt Weghören, Wegnehmen und weghalten! 

8. Weder lieblose Macht, noch machtlose Liebe fördern.

9. Ausbeutung in jedem Bereich des Lebens stoppen!

9,5. Gemeinsam umgestalten!




Die Problematiken eines Visionärs:

Ich habe sie doch noch heute (4.April) fertig bekommen! Würde mich über Kommentare dazu sehr freuen!

1)  Man kann nicht in einer Vorlesung sitzen und sich anhören, welche Machtstrukturen es gibt, ohne dass man die bestehende hinterfragt und sich eine Struktur ausdenkt, die weniger auf Macht, Gehorsam und Gewalt setzt, sondern auf Gestaltung, freie Meinung und friedliches Miteinander.

è Das bedeutet aber auch nicht, dass man dann die Vorlesung dafür nutzt, allen seinen Ansatz vorzustellen, da es hier um vergangene und gegenwärtige Strukturen geht und nicht um zukünftige!

2)  Man stellt den realpolitischen Ansatz der Realität in Frage und versucht neue Wege zu denken. Die Visionen des 17.Jahrhunderts eines Adam Smith sind umgesetzt worden, obwohl sie sehr stark zu hinterfragen sind, warum nicht endlich begreifen, dass es Visionen aus dem 21. Jahrhundert gibt, die es nun gilt umzusetzen.

è Das bedeutet aber auch nicht, dass man seine Vision schon leben kann, vor allem nicht in einem Staat wie Deutschland, der seinen Studenten so viele Regeln aufgezwungen hat, der ihm die Freiheit am Ende nimmt!

3)   Es gibt kein Ende der Geschichte! Wenn ich von alternativ denkenden Menschen immer wieder höre: Wir können den Kapitalismus besser machen, z.B. durch die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommen, dann denke ich mir immer: Sag mal warum lernen wir nicht aus der Geschichte, dass wir die Zukunft gestalten müssen und sich nicht irgendein System von vornherein durchsetzt. Der Kapitalismus ist eines der Systeme, die kamen um eine Entwicklung in Gang zu setzen, aber genauso wie andere vor ihm müssen wir dieses System nun stoppen, um nicht unsere Lebensgrundlage zu verlieren. Systeme kommen und gehen, aber  die Menschen  können neues Denken und sich verändern!

è Das bedeutet aber auch nicht, dass man ständig allen mit seinen Visionen im Ohr hängen muss, obwohl man gerne Feedback möchte!

4) Ständig an sich selber zweifeln, nie genug bekommen an positiver Resonanz, die man für seine Ideen und Vorstellungen so selten bekommt.  Neue Strukturen brauchen mutige Menschen, die sie aufbauen, also nicht sich hinterfragen sondern neue Wege gehen. Nur im Zusammenspiel dieser Menschen kann es voran gehen und nur wenn wir es gemeinsam versuchen und nicht gegeneinander wird es einen dynamischen Prozess des Lebens geben.

è Das  bedeutet aber auch nicht das man sein Selbst zu stark bejahen! Ein gesundes Selbstbewusstsein hat noch nie jemand geschadet, aber ein übersteigertes schon.

5)  Seine Stärken nutzen, um  Resonanz zu bekommen. Seine Schwächen erkennen und sie versuchen zu überwinden. Seine Ideen immer auch selber leben, denn sonst hat man keine Grundlage.

è Das bedeutet aber auch nicht, anderen Menschen nicht mehr zu zuhören, denn so wie uns ein eigenes Denken ermöglicht wird, muss man das auch bei anderen schätzen. Nur durch Zuhören, Schenken und Vergeben kann man schöpferisch Gerechtigkeit üben!

Erste Folge des Stoersenders und Comeback des Visionärs


Meine lieben Zeitgenossinnen und Zeitgenossen!

"Nur das Radikale ist realistisch." (Jakob Augstein)

Manchmal da fällt man in ein tiefes Loch und denkt nun ist es vorbei, wie komme ich hier nur raus? 

Es ist dunkel und alles um ein herum erscheint gleich. Man kommt einfach nicht auf die Idee seine Fähigkeiten zu nutzen, um ein wenig Licht in das Loch zu bringen, denn sonst hätte man gesehen, dass die Freunde, die Verwandten, die Bekannten und auch viele Menschen mit ihren interessanten Impulse in Wort, Bild und Tat schon längst eine Leiter zu dir nach unten geworfen haben bzw. diese Leiter auch immer präsent ist und du somit aus dem Loch herauskommen kannst. Aber es ist deine Entscheidung, wie viel Zeit, die man dazu braucht, man mit Selbstzweifeln, Selbstangriffen und Selbstzerstörung verbringt anstatt sein Selbst zu bejahen ,das Sein-Selbst zu akzeptieren und daran festzuhalten. Mir ging es in den letzten Monaten so und ich werde diese Zeit Revue passieren lassen, in einem weiteren Blogeintrag mit dem Titel: "Die Problematiken eines Visionärs", aber für heute setze ich erst einmal ein Komma, da das Leben ruft und das will man doch nicht verpassen!!! 

Damit aber die Zeit für euch ein wenig schneller vergeht, registriert euch doch unter http://www.stoersender.tv/ und schaut euch die erste Folge eines wunderbaren Projektes an. 40 Minuten geballte Aufklärung einer "revolutionären Avantgarde"! Ein wunderbares Zusammenspiel der Fähigkeiten dieser Menschen!

Mit solidarischen Grüßen
euer Visionär92

Ps: Außerdem empfehle ich in diesen Tagen sehr gerne den besten Kommentar von Jakob Augstein, den ich gelesen habe: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/s-p-o-n-im-zweifel-links-die-jesus-alternative-a-891885.html. -> Ich fühle mich als Christ sehr davon angesprochen!

Ich zitiere noch ein Satz aus dem Text:

"Der Mensch lebt noch überall in der Vorgeschichte, ja alles und jedes steht noch vor Erschaffung der Welt, als einer rechten. Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen." (Ernst Bloch)