Dienstag, 24. August 2010

Mein KDV-Antrag

Liebe Leserinnen und Leser

Bitte sagt mir eure Meinung zu diesem KDV-Antrag! Heute abgeschickt!!!

Mit lieben Grüßen
der Visionär92


Persönliche Erklärung meiner Kriegsdienstverweigerung:

Wie Sie meinem Lebenslauf entnehmen können, bin ich als Sohn eines Arztes groß geworden, so bekam ich schon früh am Mittagstisch zu Hause auch das Leid anderer Menschen mit. Diese frühe Sensibilisierung für das Leiden anderer macht es für mich unmöglich, zum Militär zu gehen, da Leiden zum Alltag des Soldaten dazu gehört und nicht zuletzt der Soldat in letzter Konsequenz seines Berufes auch im Stande sein muss, aus dem Schutz seiner Selbst und Anderer, zu verletzen oder gar zu töten. Diese Gewalt fügt nicht nur dem Opfer und seiner Familie unbeschreiblich großes Leid zu sondern auch dem Ausführenden. Dieses Leid will ich in der Welt keinem Menschen an tun. Ein prägendes Erlebnis für mich war ein Film über die Schrecken des zweiten Weltkriegs in Europa, insbesondere am Kriegsschauplatz Stalingrads wurden alle Grausamkeiten des Krieges und das menschliche Leid gezeigt. Dieser Film regte in mir schon mit 12 Jahren den Wunsch an, mich in meinem Leben gegen Gewalt und Krieg einzusetzen. Dieses Leben würde ich verneinen, wenn ich zum Militär ginge, das im Stande sein muss, auch das eigene Land mit militärischen Mitteln zu verteidigen. Das tiefgreifende Erlebnis mit Gewalt war das Selbsterleben von Gewalt am eigenen Körper, das mir im Alter von 14 Jahren widerfuhr. Mir lauerten auf meinem Weg nach Hause zwei Jugendlichen auf, die mich zu Boden rissen und dann auf mich einschlugen und eintraten. Ich wäre im Krankenhaus gelandet, wenn nicht eine Frau zufällig gerade in dem Moment den Weg langging, die Szene sah und laut nach Hilfe rief. Ich weiß nicht, wie dieses Zusammenschlagen ausgegangen wäre, aber es bestärkte mich noch mehr in der schon zum Teil entwickelten pazifistischen und zivilcouragierten Grundhaltung. Diese Einstellung entstand dadurch, dass ich mir selber sagte, du kannst es nicht gegen dein Gewissen verantworten, Gewalt anzuwenden. Ich beschäftigte mich mit dem Leben der berühmten Pazifisten Albert Schweitzer, Martin Luther King und Dietrich Bonhoeffer, weil ich auch nicht so werden wollte wie diese Jugendliche. Die Beschäftigung bestärkte mich in dem Willen, nicht gegen mein Gewissen und meine Grundhaltung zu agieren. Zu dieser Entwicklung trägt auch die fast tägliche Konfrontation mit Gewalt in den Medien, insbesondere in den Nachrichten bei. Man fragt sich selbst, dagegen muss etwas unternommen werden. Der Teufelkreis der Gewalt muss durchbrochen werden. Dieser kann nur bei jedem Einzelnen von uns durchbrochen werden, in dem er gewaltfrei lebt, keine Waffen produziert, nicht zum Militär geht und sich für zivile Konfliktlösung einsetzt. Dieses Überzeugung festigte sich in meinem Gewissen immer mehr und selbst das Mobbing von meinen Klassenkameraden in der Schule, das auch mit körperlicher Gewalt verbunden war, stärkte nicht eine Gewaltbereitschaft in mir sondern stärkte den unbedingte Willen auf Gewalt verzichten zu wollen.
Meine christliche Erziehung, die ich durch meine beiden Eltern mitbekam, aber insbesondere meine Konfirmationsunterrichtszeit, in der wir oft über diese Fragen diskutierten und mein weiteres Engagement in der Jugendarbeit der Kirche (Kann in meinem Lebenslauf nachvollzogen werden) stärkte mich im Vorsatz, dass ich die Gebote der Nächstenliebe und der Gewaltfreiheit, die von Jesus Christus gepredigt wurde, einhalten und mich für diese auch einsetzen will. Das festigte wiederum die pazifistische Grundhaltung in mir. Deshalb engagiere ich mich in verschiedene Gruppen gegen Krieg, Rassismus und gegen die Ausbeutung von Menschen, die ich als Ursachen von Gewalt sehe. Aufgrund dessen bin ich auch in eine politische Partei eingetreten und leite selber eine kleine politische Gruppe, die sich dem Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität verpflichtet fühlt. Denn nur wenn wir alle Verantwortung für unser eigenes Leben übernehmen und uns gegen die Gewalt stellen, können wir sie bezwingen. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass Gewalt als ein Übel der Menschheit überwindbar und diese Überwindung wichtig und notwendig ist für eine bessere Völkerverständigung, für eine friedvollere Welt und vor allem auch für eine Reduzierung menschlichen Leids. Diese Überwindung kann nur zivil aussehen, denn diese drei Punkten sind so wichtig und wertvoll, dass sie nicht mit Gewalt oder der Androhung von Gewalt, sei es physischer oder psychischer Natur, mit Waffen oder Worten, erreicht werden kann, deswegen kann die Bundeswehr zu dieser Überwindung nicht beitragen, so lange sie weiter militärische Operationen ausführt.. Man sollte nicht nur von Gewaltfreiheit reden, sondern auch gewaltfrei leben. Dieser von mir eingeschlagene Weg, durchs Leben zu gehen, ist der Weg zu den drei oben genannten Zielen und deswegen kann ich keinen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr ausführen, der sich gegen meine Ideale und mein Gewissen stellt. In verschiedenem Gesprächen mit Personen vom Darmstädter Signal, dem mein Vater als ehemaliger Oberstabsarzt angehört, insbesondere mit Florian Pfaff (Autor des Buches: „Totschlag im Amt – Wie der Frieden verraten wurde“) stärkte in mir den Willen, nicht gegen mein Gewissen zu verstoßen. Solange die Bundeswehr ein militärisches Organ ist, kann ich dieses Organ nicht unterstützen. Außerdem bin ich der festen Überzeugung, dass zivilgesellschaftliches, soziales und politisches Engagement in anderen Ländern viel wichtiger ist und auch viel Größeres bewirken kann, als es ein Militäreinsatz in dem jeweiligen Land vermag. Deswegen sind zivile Konfliktbewältigung, vorbeugendes soziales Engagement, das soziale Ungleichheit vermeidet, und der Respekt vor anderen Kulturen und Staaten wirkliche Wege zu einer friedlichen Welt. Jegliches Militär, das sich solchen Sachen vielleicht auch verschrieben hat, macht dies mit der bloßen Anwesenheit von Waffen zunichte. Ich strebe vielmehr einen Anderen Dienst im Ausland an, habe mich schon für eine Organisation entschieden, habe mich dort für ein Informations-Seminar angemeldet und werde mich danach für einen Dienst in Südafrika bewerben. Aufgrund eigener Erfahrungen, die ich in einem dreiwöchigen Aufenthalt im Rahmen einer kirchlichen Partnerschaftsreise in Südafrika gesammelt habe, kann ich das eben gesagte untermauern. Diese Reise zeigte wie hilfreich es ist, Völkerverständigung durch zivilgesellschaftliche Projekte zu bewirken und damit auch Raum für den gemeinsamen Einsatz für Demokratie, Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen. Gerade dadurch entsteht eine gegenseitige Akzeptanz und Respekt vor einander, aber auch das Verständnis, dass man sich nicht alleine mit Problemen, vor allem vor den weltweiten vor denen wir stehen, auseinander setzen muss, sondern dass man Partner hat. Ich denke diesen Partner werden viele Menschen auch in den Einsatzländern der Bundeswehr nicht in dieser sehen, denn sie sehen nun mal, was sie sehen können: Die Einsätze von Panzern, von Flugzeugen, von bewaffneten Patrouillen und nicht zu letzt auch das gezielte Töten von Menschen. Das ist das Bild, das entsteht, wenn keine zivile Konfliktlösung angewendet wird, sondern wieder versucht wird, einer Gesellschaft mit Waffengewalt etwas aufzuzwingen, was sie vielleicht gar nicht will. Ich bin deswegen der Überzeugung, dass dafür der Andere Dienst im Ausland oder das Freiwilliges Soziale Jahr bzw. das Ökologische Freiwillige Jahr prädestiniert sind, anderen Ländern wirklich zu helfen anstatt in Kriegen die Länder zu zerstören. Warum soll ich in der Bundeswehr einen Grundwehrdienst machen, wenn ich wirkungsvoller Gewalt und Krieg vorbeugen kann. Meine Überzeugung ist, dass es viel wichtiger ist sich gegen die Ursachen von Gewalt und Krieg einzusetzen, als dann mit den Folgen kämpfen zu müssen. Damit will ich meine persönliche Erklärung zu meiner Kriegsdienstverweigerung beenden und freue mich auf mein weiter ziviles, friedliches und soziales Engagement.

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