Mittwoch, 27. November 2019

WANDELBAR - DIE EVANGELISCHE JUGEND AUF DEM WEG ZUR SOZIAL-ÖKOLOGISCHEN TRANSFORMATION

WANDELBAR -

DIE EVANGELISCHE JUGEND AUF DEM WEG

 ZUR SOZIAL-ÖKOLOGISCHEN TRANSFORMATION


(Kommuniqué, beschlossen am 25.11.2019)

Wer will, kann es wissen: Mit ihren massiven Eingriffen ins Erdsystem setzt die Menschheit ihre eigenen Lebensgrundlagen aufs Spiel. Die Kosten des verschwenderischen Konsums zahlen heute schon die Menschen in den am meisten verwundbaren Regionen, am Ende aber wir alle. Ein grundlegender Wandel muss sofort eingeleitet werden: Es geht um die Menschenrechte und Überlebenschancen für alle.
Ökologische Bedrohungen und Herausforderungen machen vor Grenzen nicht halt.
Globales Lernen in der Evangelischen Kinder- und Jugendarbeit hat immer eine ökumenische und internationale Dimension. Der Ansatz von »global denken - lokal handeln« benötigt den Dialog über nationale, kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg.
Für die Evangelische Jugend folgt aus ihrem Glauben und dem biblischen Zeugnis der Auftrag zum Aufbruch zu einer sozial-ökologischen Transformation und zu einer Kultur der Nachhaltigkeit. Das bedeutet, die Menschen achten einander als Nächste und respektieren die Begrenztheit aller Ressourcen. Diese sollen global gerecht verteilt werden.

Deshalb fordert die Evangelische Jugend die Verantwortlichen in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kirche auf:
    • die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zum Maßstab politischer Entscheidungen zu machen, zu verwirklichen und dabei die bisherige Definition von Wachstum und Wohlstand kritisch und im Interesse von weltweit sozialer Gerechtigkeit und der Wahrung planetarer Grenzen (ökologische Grenzen der Erde) auf den Prüfstand zu stellen,
    • auf europäischer und internationaler Ebene nachhaltige und ressourcenschonende Rahmenbedingungen zu schaffen, um zukünftigen Generationen das Leben in einer fairen, solidarischen und gerechten Welt zu gewährleisten,
    • nicht nur das Pariser Klimaabkommen einzuhalten und die rechtlich verbindlichen Emissionsreduktionsziele 2020 und 2030 der Europäischen Union zu erreichen, sondern darüber hinaus auch eine konsequente, zügige und sozialverträgliche Klimaschutzstrategie zu entwickeln und umzusetzen. Ziel ist die 1,5°C-Begrenzung.
    • die Rahmenbedingungen und Anreize dafür zu schaffen, dass ein ressourcenschonendes und weltweit gerechtes Wirtschaften sowie ein nachhaltiger Lebensstil die attraktive Alternative zu den bislang herrschenden Wirtschafts- und Konsummustern sind,
    • den notwendigen kulturellen Wandel zu ermöglichen, indem lebensfeindliche Werte zurückgelassen werden und die „Ethik des Genug“[1] gestärkt wird,
    • Bildungsprogramme, die zu transformativen Denken und Handeln befähigen, zu fördern,
    • den notwendigen Strukturwandel zu einer sozialen-ökologischen Wirtschaft zu begleiten und die Menschen beim Übergang in klimaverträgliche Arbeitsplätze zu unterstützen.
    • Die Evangelische Jugend bekennt sich weiterhin zu ihren „Ökologischen Leitlinien“ von 1994 und bekräftigt die vorhandenen Beschlüsse und Materialien zum Thema. Sie ist sich ihrer Vorbildfunktion in der Gesellschaft bewusst und bekennt sich mit diesem Kommuniqué zur sozial-ökologischen Transformation als Weg zu einer Kultur der Nachhaltigkeit und macht sich in folgenden Punkten dafür stark.
    Mit ihrer Arbeit möchte sie Kinder und Jugendliche für diesen Weg begeistern und mit ihnen Möglichkeiten für einen zukunftsfähigen Lebensstil entdecken. Sie schafft Freiräume, in denen sie transformative Lebensweise kennen lernen, entwickeln und ausprobieren können.

    Die Evangelische Jugend tritt für eine Postwachstumsgesellschaft und Solidarische Ökonomie ein - für eine Gesellschaft, in der die Politik dafür sorgt, dass die Wirtschaft den Menschen dient, nicht umgekehrt. Sie wendet sich gegen jede Form von Ausbeutung und engagiert sich nach ihren Möglichkeiten dafür, dass Menschen nicht infolge ungerechter Verteilung in Armut leben müssen – vor Ort, in Deutschland und weltweit.

    Die Evangelische Jugend wirkt auf die Förderkriterien der Jugendringe, des Bundes und der EU ein, damit zukunftsfähiges Agieren (z.B. öko-faire Beschaffung) besonders bezuschusst wird.

    Als Christ*innen machen wir uns für die Erzählungen der jüdisch-christlichen Tradition stark, die uns Fülle zusagen und von der Ehrfurcht und Demut vor allem Leben erzählen. Das Wachstumsdogma ist von der Angst vor materiellem Mangel getrieben. Aus der Zusage der Fülle zu leben heißt, frei von dieser Angst die Begrenztheit von allem zu respektieren. So wollen wir eine „Ethik des Genug“ fördern.

    Diese Punkte greift die Evangelische Jugend in ihren Bildungsangeboten auf. Transformative Bildung trägt zum Empowerment von Kindern und Jugendlichen bei. Sie lernen, sich in der hochkomplexen Welt zu orientieren und zu handeln und festgefahrene Handlungsanweisen zu überwinden. Dabei entwickeln die Kinder und Jugendliche eine Haltung der Achtsamkeit, Solidarität, schöpferische Gerechtigkeit und Zivilcourage.

    In ihrer Arbeit sensibilisiert die Evangelische Jugend für die globale Dimension des Lebens. Dazu gehört vor allem über die Ursachen von Migration zu sprechen und Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Migrationserfahrung zu fördern. Außerdem schafft die Evangelische Jugend ein Bewusstsein, dass Klimaschutz eine Frage von weltweiter Gerechtigkeit ist.

    Die Evangelische Jugend verbindet Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Sie will die CO2 Bilanz ihres digitalen Handelns berücksichtigen, Wege zur CO2 Kompensation aufzeigen und eine Onlineethik entwickeln, die Hilfen anbietet zum respektvollen Umgang mit Menschen und Ressourcen im digitalen Netz.

    Diese Punkte sind Teilaspekte der Suchbewegung hin zu einer transformativen Entwicklung, zu der die Evangelische Jugend aufbricht. Sie müssen fortgeschrieben werden und sind Ausdruck der Vielfalt von Ideen für einen zukunftsfähigen Lebensstil.

    Eine verstärkte Vielfalt und Diversität in den Strukturen der aej und ihren Mitgliedern bildet die Voraussetzung, um der Komplexität der gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen.
    [1] „Die Botschaft ist eindeutig: Gott hat uns genug zum Leben geschenkt,deshalb müssen wir uns nicht im Streben nach immer mehr aufreiben. Wir können miteinander teilen, anderen genug zukommen lassen und es uns genug sein lassen.“ (siehe dazu: https://www.ekd.de/3-6-Ethik-des-Genug-1496.htm)

    Hier gehts zu den Beschlüssen:
    https://www.evangelische-jugend.de/aej/die-arbeitsgemeinschaft/gremien/mitgliederversammlung/130-aej-mv-2019

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