Mittwoch, 2. September 2009

Nachlese zur Kommunalwahl in Hamm 2009

Wer hat eigentlich am Sonntag gewonnen? Ich denke, es gibt nur einen großen Verlierer und das ist: Die Demokratie. Was bedeuten schon Prozente, wenn sie nur durch die Hälfte der Wahlberechtigten zustande gekommen sind.

„Wenn nicht jetzt, wann; wenn nicht ich, wer?“ Ein Teil dieses Wortes aus dem Talmud stand etwas verändert auf Wahlplakaten. Der zweite Teil erscheint mir aber fast noch wichtiger: „Wenn nicht ich, wer?

Ich denke, viele Menschen meinen, sie säßen in einem Zuschauerraum eines Theaters und hätten das Recht je nach Lust und Laune und momentaner Stimmung Politiker mit „Tomaten zu bewerfen“ oder zu beklatschen.

Doch diese Vorstellung ist ausgesprochen kurz gedacht. Wir stehen alle auf der Bühne der Welt. Wir sind alle verantwortlich für das, was geschieht; was an Weichen gestellt wird, für die Zukunft unserer Kinder; was für ein Menschenbild die Politik prägen soll.

Jeder wählt, auch der, der nicht zur Urne geht. Es ist unglaublich, wie sehr das politische Phlegma der mittleren Generation die Jugend geprägt hat. Wenn dann doch junge Menschen sich zusammentun( z.B. Hamm online für Teenager(Hot) und der Ring Politischer Jugend(RPJ)), viel Zeit, Kraft und Idealismus in ein Projekt, ich spreche von YouVote, stecken und eine Kandidatin, die in ihrer Funktion als Vorsitzende der Jungen Union Hamm, dieses Projekt blockiert hat, dafür auch noch von den Wählen belohnt wird. Was sagt uns das?

Dennoch ließen sich die anderen politischen Jugendorganisationen nicht entmutigen. In einem unglaublichen Engagement mit vielen kreativen Aktionen kämpften sie, und dass nicht nur für die eigene Partei, sondern fürs „Wählen gehen“ überhaupt, zum Schluss fast rund um die Uhr. Wie es in ihnen aussieht, kann sich wohl jeder mitfühlende Mensch vorstellen. Aber scheinbar haben die Menschen, die beiden Plakatslogans verinnerlicht, in denen es hieß: Erstens „Genießt den Sommer. Wir kümmern uns.“ und zweitens „Er kann(es sowieso alles)“.

Mittun ist erwünscht, wie wir im Rathaus am Sonntag hörten. Doch Mitdenken, kritisch fragen, hinterfragen und sich auseinandersetzen scheint nicht erwünscht zu sein, vor allem nicht vor Wahlen, siehe auch andere Wahlen. Die Kanzlerin, der Wirtschaftsminister und vielleicht bald der Vorsitzende der FDP werden es schon richten. Armes Deutschland sage ich da nur.

Ein Recht zu wählen, keine Monarchie von Gottes Gnaden, dafür haben Menschen vor über hundert Jahren gekämpft. Frauen traten dafür sogar in den Hungerstreik. Was würden sie über uns denken, wenn sie könnten?


(Leserbrief an den Westfälischen Anzeiger, mal sehen ob er hinein kommt geschrieben von meiner Mutter und Nachbereitung von mir)

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