Samstag, 14. November 2009

Richtig gutes Interview von Hannelore Kraft!!!



Zum Nachlesen des Interviews auf wdr.de:

WDR-Interview

Dieses Gespräch unterstreicht auch meine Einschätzung vom SPD-Parteitag!!!

Hier auch zum Nachlesen:

Interview mit Hannelore Kraft, neue Parteivize der SPD
Rückenwind für NRW

Von den vier neu gewählten stellvertretenden SPD-Vorsitzenden hat sie das beste Ergebnis erzielt. Eine gute Vorlage für die Frau, die Jürgen Rüttgers (CDU) als NRW-Ministerpräsident ablösen will. Doch wie will sie das schaffen? Fragen an Hannelore Kraft.

WDR.de: Stellvertretende Vorsitzende mit 90,2 Prozent: Zufrieden?

Hannelore Kraft: Das ist ein Traumergebnis. Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Es zeigt aber auch, dass einiges vor mir liegt, denn es ist ein Vertrauensvorschuss, den muss ich erst mal einlösen.

WDR.de: In Ihrer kurzen Bewerbungsrede haben Sie insbesondere Bezug genommen auf die Lage der Studenten. Ist das ein Politikgebiet, auf dem Sie sich in dieser neuen Position profilieren wollen?

Kraft: Es ist überfällig, dass wir unser Bildungssystem verbessern, Hürden wegschaffen. Studiengebühren müssen weg. Aber auch die Zulassungsbeschränkungen an unseren Hochschulen werden zusehends zum Problem. Dieser ganze Druck im System macht mir große Sorgen. Der Stress in Schule und Hochschule raubt vielen Kinder ihre Kindheit oder Jugend. Das, was wir unseren jungen Menschen antun, aber auch den Lehrenden, ist unverantwortlich. Bachelor und Master sind vernünftige Abschlüsse, da stehe ich nach wie vor dahinter. Aber die Umsetzung der Hochschulreform kann so nicht bleiben. Bildung muss mehr sein als reine Wissensvermittlung. Ich kann gut verstehen, dass die Studierenden gegen diese Zustände Sturm laufen.

WDR.de: Wenn man sich auf dem Parteitag umhört, hat man den Eindruck, es herrscht Erleichterung, dass der große Krach ausgeblieben ist. Wo steht die SPD nach Dresden?

Kraft: Es ist ein Aufbruch, ganz klar. Und wichtig war, dass Sigmar Gabriel die Verantwortung der SPD selbstbewusst benannt hat: Wir sind die Partei der Gerechtigkeit, gesellschaftlichen Solidarität und der Freiheit. Wir haben jetzt die wichtige Aufgabe als Sozialdemokraten: Zu zeigen, dass eine soziale und gerechte Gesellschaft möglich ist unter den Bedingungen von Globalisierung und Finanzmarktkrise. Das müssen wir jetzt auf die ganz konkrete politische Ebene herunterziehen. Daran müssen wir arbeiten.

WDR.de: War es nicht zuviel der Harmonie?

Kraft: Nein. Das war eine sachliche Debatte gestern, die auch berechtigte Kritik nicht unter den Teppich gekehrt hat. Gut war, dass wir bei der Diskussion nicht auf der Überschriftenebene geblieben sind, sondern zum Teil schon sehr genau in die Details reingeschaut haben. Das muss jetzt weitergehen. Deshalb ist Dresden Startpunkt und nicht Schlusspunkt.

WDR.de: Was nehmen Sie aus Dresden mit für den Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen?

Kraft: Eine Menge Rückenwind. Es sind alle unsere Kandidaten mit guten Ergebnissen in die Führungsgremien der Bundes-SPD gewählt worden: von der Schatzmeisterin über den Europabeauftragten bis zu den zehn Vorstandsmitgleidern. Das macht deutlich: Die NRW-SPD ist stark.

WDR.de: Vergangenes Wochenende haben sich die NRW-Linken in Hamm ein radikales Programm gegeben. Sind Sie eigentlich froh darüber, dass sich die Frage nach Rot-Rot-Grün in NRW nun nicht mehr stellt?

Kraft: Wir sagen seit Jahren immer das Gleiche: Wir richten uns nicht an anderen Parteien aus. Wir wollen bei der Landtagswahl im Mai 2010 stärkste Partei werden.

WDR.de: In einer großen Wochenzeitung konnte man lesen: In NRW stellt sich nur noch die Frage: Schwarz-Gelb oder Schwarz-Grün.

Kraft: Ich sag' noch mal: Wir wollen als erste durchs Ziel laufen, und das werden wir schaffen. Bei der Bundestagswahl lagen wir fünf Prozentpunkten hinter der CDU. Das Rennen ist offen.

WDR.de: Sie sind jetzt seit 15 Jahren in der SPD. Reiben Sie sich manchmal die Augen, wie schnell der Aufstieg ging?

Kraft: Wenn man zurückblickt, sieht es immer aus wie eine geplante Karriere. Dabei war das sehr viel mit Zufällen behaftet. Ich hätte nie vemutet, dass ich einmal Politik zu meinem Beruf machen würde. Aber es ist ein phantastischer Beruf, der mir unheimlich viele Möglichkeiten gibt, mit Menschen zusammenzukommen. Für mich ist das in den meisten Fällen eine persönliche Bereicherung. Das hilft über viele Schwierigkeiten im politischen Leben hinweg.

WDR.de: Haben Sie Angst, dass es auch mal ganz schnell wieder nach unten gehen könnte?

Kraft: Das ist mit politischen Karrieren so. Darüber muss man sich im Klaren sein. Ich formuliere es mal so: Ich habe in mir drin einen Schwamm. In dem nehme ich die ganzen positiven Dinge mit. Und wenn irgendetwas passiert oder die Karriere rasant nach unten geht, habe ich immer noch den Schwamm, und auf den kann ich immer mal wieder draufdrücken und hab' immer noch ein großes Reservoir an guten Erinnerungen und Erlebnissen.

Das Interview führte Rainer Kellers.

Quelle: wdr.de (Interview)

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