Donnerstag, 19. November 2009

UN-Klimagipfel in Kopenhagen!!!


Reiche Staaten sollen ihre Klimaschulden begleichen – Protestaktion am Dienstag in Kopenhagen
Foto: AP Bildquelle: Junge Welt


Untätigkeit wird teuer
UN-Klimagipfel in Kopenhagen darf nicht scheitern: Entwicklungsorganisationen fordern konkrete Maßnahmen und Finanzierungskonzept von Industriestaaten
Von Wolfgang Pomrehn


In 18 Tagen beginnt in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen der diesjährige UN-Klimagipfel. Eigentlich sollte es ein ganz besonderer werden. Seit langem ist klar, daß das Kyoto-Protokoll, der mit viel Aufwand und einiger Verzögerung 1997 ausgehandelte internationale Klimaschutzvertrag, 2012 ausläuft. Ein Ersatz muß also her. Vor zwei Jahren hatten sich die Staaten daher auf der indonesischen Insel Bali auf einen Verhandlungsfahrplan geeinigt, der im Dezember 2009 in der Unterzeichnung eines neuen Vertrages gipfeln sollte.

Doch damit sieht es schlecht aus. Nachdem die USA und im geringen Maße auch die EU-Staaten vieles dazu beigetragen haben, die Gespräche zu verzögern, versuchen sie nun, die Erwartungen an Kopenhagen herunterzuschrauben. Kein umfassender Vertrag, so ließ US-Präsident Barack Obama am Dienstag in Peking wissen, sondern eine unmittelbar anwendbare Vereinbarung solle als Ergebnis herauskommen. Für den Vertrag selbst brauche man mehr Zeit. Sein Gastgeber, der chinesische Präsident und KP-Chef Hu Jintao, widersprach ihm: Die chinesische Regierung drängt, wie die anderen Entwicklungs- und Schwellenländer, weiter auf einen tragfähigen Vertrag in Kopenhagen.
Jetzt handeln
Die Zeit drängt. Würden nicht sofort einschneidende Maßnahmen ergriffen, so hatte zu Beginn der Woche der Leiter des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Jo­achim Schellnhuber, gewarnt, dann seien ab 2020 die schlimmsten Folgen des Klimawandels nur noch mit einer Art »Kriegsökonomie« zu verhindern. Der IPCC, der von der UNO berufene Klimawissenschaftlerrat, verlangt von den Industriestaaten, ihre Emissionen bis 2020 um 25 bis 40 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken, eine Forderung, die auch die meisten Entwicklungsländer übernommen haben. Die US-Regierung spricht, allerdings bisher nur davon, den Treibhausgasausstoß wieder auf die Ausmaße von 1990 zu begrenzen, und auch die EU bieten nur 20 Prozent Reduktion an.

Ist das gerecht, fragten sich am Dienstag und Mittwoch Vertreter verschiedener Entwicklungshilfeorganisationen auf einer Konferenz in Berlin. Eingeladen hatten sie unter anderem den Direktor des Äthiopischen Umweltforums, der mit harscher Kritik nicht sparte: »Die Kosten der Untätigkeit für den Klimaschutz sind für die Menschen in den Entwicklungsländern extrem hoch. Bauern und Viehhalter in ganz Afrika bezahlen den Klimawandel teuer, mit zunehmenden Nöten und Todesfällen. Das Sozialgefüge löst sich auf. (...) Die Länder, die historisch in der Verantwortung stehen, müssen eine führende Rolle einnehmen, statt abzuwarten. Einige reiche Länder können es sich vielleicht erlauben, einen Klimavertrag zu verzögern, weil wir Menschen in den armen Ländern es sind, die die Kosten tragen müssen. Die Industrieländer sollten verantwortungsvoll und unverzüglich reagieren, um den Kohlenstoffkrieg, der die Schwachen und Unschuldigen umbringt, zu beenden: Wo sind eure Demokratie und eure Moral geblieben?«
»Globale Gerechtigkeit«
Organisiert war die Konferenz von Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst, Germanwatch, Heinrich-Böll-Stiftung, Misereor, Oxfam Deutschland und der Welthungerhilfe. In einer gemeinsamen Stellungnahme unterstrichen sie, daß angesichts zunehmender Dürren, Überschwemmungen, Trinkwassermangels, Ernteausfällen und Unwettern immer klarer werde, daß Klimapolitik eine Frage der globalen Gerechtigkeit sei. Deutschland und die anderen Industrie­länder seien die Hauptverursacher des Klimawandels. Daher müßten sie auch für die Kosten der Schäden und der Anpassung an den nicht mehr zu vermeidenden Teil des Klimawandels aufkommen. Auf 100 Milliarden Euro jährlich hat die EU kürzlich den entsprechenden Bedarf in den Entwicklungsländern beziffert, sich aber zugleich erneut geweigert, ein entsprechendes finanzielles Angebot auf den Tisch zu legen. Mit der von den Organisationen bei der EU und der deutschen Bundeskanzlerin eingeforderten Vorreiterrolle in den Verhandlungen ist es daher nicht weit her.

Das machte am Dienstag auch der neue Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) deutlich. Von einer Vorbereitungskonferenz aus Dänemark kommend, fand er zwar markige Worte über die Notwendigkeit des Klimaschutzes. Ein Scheitern des Kopenhagener Gipfels müsse verhindert werden. Gleichzeitig sprach er jedoch wie Obama davon, daß es ein verbindliches Abkommen erst im nächsten Jahr geben werde. Auch die dänischen Gastgeber haben sich offensichtlich inzwischen auf diese Position zurückgezogen.

Unterdessen hat eine internationale Forschergruppe eine jährliche Treibhausgasbilanz vorgelegt. Demnach nahm 2008 die CO2-Konzentration in der Atmosphäre um 1,8 Millionstel Volumenanteile zu und liegt inzwischen 38 Prozent über dem vorindustriellen Niveau. Gespeist wird diese Zunahme aus den anhaltenden globalen Emissionen, die sogar noch weiter zunehmen. 2008 waren sie um 29 Prozent höher als im Jahre 2000. Nach Schätzungen der Internationalen Energie Agentur (IEA) wird dieser Ausstoß in diesem Jahr zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten wegen der Wirtschaftskrise deutlich zurückgehen, was voraussichtlich nur ein vorübergehender Effekt sein dürfte.


Dieser Artikel aus der heutigen Ausgabe der Jungen Welt zeigt gut, welches Dilemma und welche Folgen der Klimagipfel hat und haben kann!!! Ich finden den Artikel gut und die Absicht kann gar nicht oft genug sagen: Wir brauchen die Ökologische Revolution!!!

Petition zum Klimagipfel:
Hier unterzeichnen
Startseite von Campact


Und hier noch ein Hinweis auf einen Artikel von Spiegel Online:

Uno-Generalsekretär Ban zum Klimagipfel

"Wir dürfen diese einzigartige Chance nicht vergeuden"

Zum Artikell

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